Immer wieder merke ich, wie abhängig ich von meinem Handy bin. Es ist mein zweites Gedächtnis, mein Entertainmentprogramm und mein Kontakt zur Außenwelt. Ich will lieber gar nicht wissen, wie häufig ich am Tag den An-Button klicke, um zu schauen, ob neue Nachrichten reingekommen sind. Dabei ist es in den wenigsten Fällen wirklich notwendig, dass ich sie direkt lese. Und darüber sprechen, wie schädlich der Gebrauch von digitalen Medien ist, darüber brauchen wir uns wohl gar nicht mehr zu unterhalten.

Das nervt mich schon sehr lange, weshalb ich hier und da Methoden ausprobiere, diese Abhängigkeit zu reduzieren.

Eine, die ich vor Jahren ausprobiert und nicht wieder aufgehört habe ist, dass ich grundsätzlich alle Push-Nachrichten ausgeschaltet habe. Am Anfang hatte ich große Angst davor, wichtige Informationen zu verpassen. Aber wenn ich ehrlich bin: Das ist noch nie vorgekommen! Wenn jemand mich wirklich dringend sprechen möchte, ruft er eh direkt an. Und in Momenten, in denen ich eine Nachricht bewusst erwarte, kann ich ja auch selbst aktiv nachschauen. Das funktioniert für mich sehr gut.

Eine andere Methode, die ich in den letzten Jahren immer mal wieder nutze, ist ein paar Tage „Digital Detox“. Dabei geht es darum, für einen gewissen Zeitraum komplett oder teilweise auf digitale Medien zu verzichten. Bei mir geht es hauptsächlich ums Handy, aber ich schließe durchaus auch andere Medien, wie meinen Laptop oder mein Tablet mit ein.

So funktioniert „Digital Detox“ für mich

Als ich das das erste Mal ausprobieren wollte, dachte ich, es wäre förmlich unmöglich. Ich brauche mein Handy so oft! Um zu wissen, wie ich von A nach B komme, um Musik zur hören, um mit anderen zu kommunizieren oder Fotos zu machen. Und genau das hat mich zum Nachdenken gebracht. Kann ich das nicht anders lösen? „Früher“ hat das alles doch auch ohne Handy geklappt. Und dann habe ich angefangen, Dinge abzuwägen und zu schauen, wie Lösungen aussehen könnten.

Mein Ergebnis: Ich muss mir klare Regeln setzen und Ausnahmen formulieren. Und für jede „Digital Detox“-Phase mache ich das neu, um sie den Umständen anzupassen.

Hier ein paar Ideen als Beispiel, die für mich gut funktionieren:

  • Einen genauen Zeitraum definieren, indem die Medien nicht genutzt werden dürfen
  • Anderen davon erzählen, damit sie mich erinnern können
  • Apps festlegen, die verwendet werden dürfen. Bspw. nur für Fotos oder zur Navigation
  • Ich informiere mein engeres Umfeld, dass ich die nächsten Tage nicht erreichbar sein werde
  • Überlegen, wie ich den Nutzen von Apps anders abdecken kann. Ich kann z.B. eine richtige Straßenkarte kaufen, mal nach dem Weg fragen oder meinen Freund bitten, sein Handy für Fotos nutzen zu dürfen.
  • Mir vornehmen, bewusst den Moment genießen oder die „Langeweile“ auszuhalten, anstatt sie durch Medien zu verwischen oder zu beeinflussen
  • Anderen mein Handy geben, damit ich „um Erlaubnis“ fragen muss, bevor ich es nutzen kann (klingt erstmal komisch, funktioniert aber super!)

Naja, und das sind nur ein paar der Punkte, die ich im Laufe der Zeit für mich gefunden habe und die für mich funktionieren. Ich teile sie hier, um vielleicht andere zu inspirieren und zu unterstützen.

Wie es mir dabei geht?

Am Anfang einer „Digital Detox“-Phase ist es immer ganz komisch, sein Handy zur Seite zu legen oder sogar auszumachen. Ein großes Gefühl von Kontroll- und Sicherheitsverlust. Aber es wird besser, denn wie sagt man so schön: „aus den Augen, aus dem Sinn“. Das trifft in diesen Momenten wahrlich zu. Es ist wirklich ein „aus der Komfortzone gehen“ und das kostet nun mal ein wenig Überwindung.

Danach wird es zunehmend befreiend. Ich fange an, mich auf andere Dinge zu konzentrieren. Ich beobachte vielleicht eine Möve, wie sie durch den Sand tapert, anstatt mir Gedanken darüber zu machen, wie ich den Moment am besten in einer Instagram Story festhalten kann. Ich fühle mich weniger gestresst von unbeantworteten Nachrichten, denn ich kann es in dem Moment eh nicht ändern. Und ich habe plötzlich viel mehr Zeit um zu Lesen oder Sudokus zu lösen. An anderen Tagen frage ich vielleicht fremde Leute mal nach dem Weg und komme in ein unverhofftes Gespräch, anstatt Google Maps zu verfluchen.

Am Ende des Tages bin ich auch ein bisschen froh darüber, es einfach mal wieder gemacht zu haben und das ist geil. Handy aus, Laptop zu, Tablet weg. Durchatmen.

So geht’s mir mit meinem „Digital Detox“. Eine Methode, die ich zur Entspannung nicht mehr missen möchte. Aber es ist klar, jede:r muss seinen oder ihren Weg finden. Mich nervt das Handy halt immer mal wieder und dann ist das ein Weg, der mir hilft. Schau dir genau an, was deine Schmerzpunkte sind und versuche genau dafür Lösungen zu finden.

Sei mutig und probiere es einfach mal aus!