Ein Fußballspiel lässt sich oberflächlich, ohne den Expert:innen in diesem Fachgebiet zu nahe treten zu wollen, recht simpel beschreiben.

Es gibt zwei Mannschaften, die auf einem Spielfeld versuchen, einen Ball in das Tor der gegnerischen Mannschaft zu schießen. Das Spiel erstreckt sich über zwei Halbzeiten von je 45min. Die Teammitglieder einer Mannschaft haben unterschiedliche Spezialisierungen, bspw. gibt es einen Torwart, verschiedene Verteidiger oder einen Stürmer. Trotz der Unterschiedlichen Spezialisierungen haben sie das gleiche Ziel — das Spiel gewinnen!

Dann gibt es noch ein paar äußere Faktoren, die sich auch auf das Spiel auswirken. Zum Beispiel gibt es einen Trainer, dessen Aufgabe es ist, das Team zu entwickeln. Es gibt Fans, die ihr Team unterstützen, für die Unterhaltung durch das Spiel (Eintritt) zahlen und auch eine Meinung zum Spiel und zu Spielern haben. Und hinter allem steht noch das Management, das eine klare Vorstellung zum Erfolg des Teams hat und verantwortlich für das Budget ist.

Wenn das Ziel erfolgreich erreicht wurde fliegen die Sektkorken und alle feiern den Erfolg gemeinsam. Ein wichtiger Abschluss nach der Arbeit!

Agiles Arbeiten ist wie Fußball
Agiles Arbeiten ist wie Fußball

In den letzten Jahren haben sich in der Arbeitswelt viele Vorgehensmodelle, um von A nach B zu kommen, entwickelt. Sie ermöglichen es, in der volatilen, ungewissen, komplexen und ambiguen Welt (VUCA Welt), in der wir heute leben, voranzukommen. Diesen Vorgehensmodellen wurde der Stempel „Agiles Arbeiten“ verpasst. Beschäftigt man sich mit agilem Arbeiten und Fußball aus der Vogelperspektive fällt eine gewisse Ähnlichkeit auf.

Mannschaft = Entwicklungsteam

Zunächst einmal kann man den Blick auf eine Mannschaft werfen. Diese gleicht einem Entwicklungsteam, dass sich auf dem Platz selbst organisiert, um das gewünschte Ziel zu erreichen. Ganz gleich, ob es der Sieg oder ein erfolgreich gelaunchtes Produkt ist. Jedes Teammitglied bringt Erfahrung, spezielle Kenntnisse und einen Charakter mit ein, die das Vorankommen beeinflussen. Ganz klar ist aber, dass sich Teamgeist, Zusammenhalt, Unterstützung und hier und da ein wenig Mut auszahlen. Das entspricht exakt dem Mindset, welches agilem Arbeiten zu Grunde liegt.

Ball + Gegner = Umfeld

Dann gibt es den Ball und die gegnerische Mannschaft. Zwei Elemente, auf die man nur bedingt Einfluss hat und mit denen man einfach einen Umgang finden muss. Wobei es sich hier Übung auszahlt. Ein gut eingespieltes Team wird mit den Unsicherheiten besser umgehen können als ein frisch zusammengestelltes. Spieler:innen werden ausgewechselt, das Team ändert die Taktik oder der Ball landet ganz wo anders als geplant. Ähnlich wie in der Welt, in der wir momentan leben — volatil, ungewiss, komplex, und ambigue. So bleibt uns bleibt nichts anderes übrig, als uns möglichst gut und immer wieder neu darauf einzustellen.

Halbzeiten = Iterationen

Die Spielzeit erstreckt sich über zwei Halbzeiten, ähnlich wie zwei Iterationen. Man fokussiert sich erstmal auf eine Halbzeit, ergo eine Iteration. Abhängig von ihrem Verlauf kann man für die zweite Iteration Anpassungen vornehmen, bspw. die Aufstellung ändern und damit auf die nicht beeinflussbare Umwelt reagieren. Dabei verliert man das Gesamtziel — den Sieg oder eben das Produkt — nicht aus den Augen, sondern erneuert den Fokus.

Trainer = Scrum Master

Werfen wir nun einen Blick auf die Personen außerhalb des Spielfeldes. Der:Die Trainer:in, weist große Ähnlichkeiten zu einem:r Scrum Master:in (sie Scrum Master) auf. Es liegt der Person am Herzen das Team so zu entwickeln, dass es seine Aufgabe bestmöglich bewältigen kann. Sei es das Erlernen neuer Techniken, die Klärung von Teamkonflikten oder die Durchführung von Regelterminen.

Management + Fans = Stakeholder + Kunden

Das Management und Fans verhalten sich wie Stakeholder. Sie haben eine Meinung und mehr oder weniger Einfluss aufs Team.

Das Management wird die Mannschaft mit Argusaugen beobachten und ist sehr bedacht darauf, nicht nur einen Sieg, sondern viele davon zu erleben. Sie haben die Macht, Spieler:innen und Trainer:innen auszuwechseln, zahlen Prämien bei guter Leistung und geben das Budget frei.

Die Kunden sind im agilen Arbeiten die wohl wichtigsten Stakeholder. Und es mag nicht direkt offensichtlich sein, aber die Fans sind es beim Fußball auch. Sie zahlen durchaus viel Geld dafür, sich die Spiele anschauen zu können. Egal ob live im Stadion oder vor dem PayTV. Und sie sind große Kritiker — ist nicht jeder schon mal während oder nach einem Spiel in die Rolle des:r Trainers:in geschlüpft und hatte die besten Ratschläge und Strategien parat? Beim Fußball fließen die Meinungen der Fans über Tippspiele oder Wetten ein. Beim agilen Arbeiten wird das Feedback der Kunden durch wichtige Researchaktivitäten eingebunden.

Haben wir am Anfang einen konsolidierten Blick auf Fußball geworfen, so können wir jetzt agiles Arbeiten aus einer ähnlichen Perspektive betrachten.

Es gibt selbstorganisierte Teams, die an einem Ziel, bspw. ein Produkt, arbeiten. Es wird durch die individuellen Spezialisierungen und Charaktere geformt. Das Team muss konstant auf die Einflüsse von außen reagieren. Das gelingt am besten, wenn in Iterationen gearbeitet wird, anstatt einem großen komplexen Projektplan zu folgen. Es kann eine oder mehrere Personen geben, die nicht direkt Teil des Entwicklungsteams sind, aber sein können und das Team unterstützen. Sie fokussieren sich entweder auf das Produkt, bspw. als Product Owner:in oder Produktmanager:in oder auf die Teamentwicklung, dann als Scrum Master:in, agil Coach o.ä.

Je nach Organisation kann es ein Management geben, als Geldgeber und als Stakeholder. Die wichtigsten Stakeholder stellen allerdings die Kunden dar, da sie die Nutzenden des Produktes sind und schlussendlich zahlen. Sie werden deshalb von Anfang an in den Entwicklungsprozess eingebunden. Und dann ist es beim agilen Arbeiten so, wie beim Fußball — Erfolge werden gemeinsam gefeiert! Ein wichtiger Bestandteil, um Fortschritt transparent zu machen, Mühen zu belohnen und Stärken zu stärken.

Denn wollen wir das nicht am Ende alle — das erreichte Ziel feiern und stolz auf unseren Erfolg zurück blicken?